Kirchliche Grundstücke, Pfarrhäuser und Kirchen stehen immer häufiger zum Verkauf. Sinkende Mitgliederzahlen haben über Jahrzehnte die Finanzen der Landeskirchen bedenklich schrumpfen lassen. Die Kirchen als größte Immobilienbesitzer Deutschlands können ihren heterogenen Gebäudebestand nicht mehr vollständig unterhalten. Sie legen Kirchgemeinden zusammen, nutzen Kirchenraum multifunktional oder profanisieren ihn. Im Einzelfall wird auch der Abriss erwogen. In Klein- und Mittelstädten steht die kulturelle und Gemeinschaft stiftende Identität der Kirchen zur Diskussion – auch für das Gemeinwesen, in dem sie verortet ist. Die nicht-konfessionellen Folgen der Aufgabe von Kirchenstandorten sind dort stärker zu spüren als in Großstädten. Die Beiträge führen in die historische und gegenwärtige Kirchenumnutzung ein, setzen sich mit den Schnittstellen und Prozessen der Trias Kirche, Kommune und Denkmalschutz auseinander und loten Möglichkeiten aus, Kirchengebäude als Kristallisationspunkte und gemeinschaftlich nutzbaren Raum in der Stadt zu halten.
Auch die Auswirkungen der Entkirchlichung auf das soziale und räumliche Gefüge im Stadtquartier werden diskutiert: Sind Verluste an nichtkommerziellem, öffentlich zugänglichen Stadtraum verkraftbar?
INHALT
Editorial
Kerstin Gothe / Theresia Gürtler Berger, S. 337–340
Abhandlungen
Reiner Fisch: Die Entdeckung der Vielfalt: Angemessene Kirchenumnutzungen, S. 341–352
Jörg Beste: Gemeinsames Engagement für Kirchengebäude: Städte und Gemeinden arbeiten zusammen im „Modellvorhaben Kirchenumnutzungen“ des Ministeriums für Bauen und Verkehr NRW, S. 353–360
Christian Kuhlmann: Biberach an der Riß: Gestaltung der Zukunft der Kirchen im Dialog mit der Stadt, S. 361–372
Gerald Klahr: Wem gehört die Kirche? Möglichkeiten eines partizipativen Umbauprozesses, S. 373–378
Karin Berkemann: Kirchenräume neu nutzen: Kirche und Welt unter einem Dach, S. 379–386
Zara Reckermann: „Kirchenbau von heute für morgen“ – Walter M. Förderers Ideen aus den 1960er Jahren, S. 387–396
Katrin Bauer: Kirchenschließungen: Stimmungsbilder aus betroffenen Gemeinden, S. 397–410
Christian Holl: Kirchenräume neu denken – Abschlussdiskussion, S. 411–412
Kerstin Gothe / Theresia Gürtler Berger: Kirchenräume neu denken – Ausblick, S. 413–417
Forum:
Harald Bodenschatz: Nicht „Abschließung“, sondern „Durchdringung“.150 Jahre Hobrecht-Plan, S. 417–419
Johann Jessen: Die Zukunft der „Behutsamkeit“. Tagung des Arbeitskreises Stadterneuerung an deutschsprachigen Hochschulen vom 14.-15. Juni 2012, S. 420–421
Besprechungen
Christopher Dell: ReplayCity. Improvisation als urbane Praxis (Robert Kaltenbrunner), S. 422
Ákos Moravánszky / Albert Kirchengast:, Experiments: Architektur zwischen Wissenschaft und Kunst (Robert Kaltenbrunner), S. 422
Heidede Becker: Ein Stück Stadt ergründen. Haus- und Quartiersgeschichte in Berlin-Charlottenburg (Johann Jessen), S. 423